Mystikerin, Terziarin
* 8. September 1815 in La Pierraz bei Fribourg in der Schweiz
† 27. Juni 1879 daselbst
Marguerite Bays, zweitältestes von sechs Kindern einer Bauernfamilie, konnte drei Jahre lang eine Schule besuchen und im Alter von 15 Jahren Schneiderin lernen. Sie lebte als Bäuerin und Näherin bei ihren Eltern. Und sie nahm ganz bewusst ihre Berufung als Christin wahr; den Gedanken an einen Eintritt in ein Kloster lehnte sie ab, weil sie ihr Christentum im Alltag verwirklichen wollte. Die tägliche Messe, das Gebet - besonders der Rosenkranz und die Kreuzwegandacht - sowie Wallfahrten zu Orten der Marienverehrung, darunter elfmal nach Einsiedeln prägten ihr Leben. In ihrer Nachbarschft sorgte sich um die religiöse Erziehung von Kindern. Durch Spiele im Freien oder im Zimmer vermittelte sie ihnen den Glauben und besprach die Predigt des Pfarrers oder den Katechismus. In den Armen erkannte sie die bevorzugten Freunde Christi und teilte ihnen Gaben aus. Marguerite Fürsorge für Kranke und Sterbende wurde bewundert, oft wurde sie zu Leidenden gerufen, denen sie mit ihrer Zuversicht zur Barmherzigkeit Gottes Trost spendete.
Für das von Pauline Jaricot in Frankreich neu gegründete Missionswerk sammelte Marguerite eifrig Spenden. Die Gründung der katholischen Zeitung "La Liberté", "Die Freiheit" unterstützte sie anteilnehmend. Zur Stärkung ihres geistlichen Lebens besuchte sie nun öfter das Zisterzienserinnenkloster im nahem Romont zu Exerzitien. Um 1853 zeigten sich die ersten Anzeichen einer Art von Darmkrebs. Im folgenden Jahr wurde Bays unvermittelt und auf wunderbare Weise am 8. Dezember - zeitgleich mit der Verkündigung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau und Gottesmutter Maria durch Papst Pius IX. - vom Krebs geheilt. Von da an fiel sie jeden Freitag und während der Karwoche in Ekstase, zudem zeigten sich an ihren Händen die Wundmale des Gekreuzigten. 1860 trat sie dem Dritten Orden der Franziskaner bei. 1873 fand eine vom Diözesanbischof angeordnete Untersuchung der Wundmale und Ekstasen statt.
Schon bei ihrem Tod wurde Marguerite Bays von zahlreichen Menschen aus der Umgebung als Heilige verehrt. Das Haus, in dem sie lebte, in La Pierraz wird heute von zahlreichen Pilgern aufgesucht.
Marcel Menétrey überlebte am Ostermontag 1940 als einziger von vier Personen wie durch ein Wunder einen Kletterunfall in den Voralpen bei Fribourg: Der damals 19-jährige machte unter Führung eines 61-jährigen Priesters zusammen mit seiner 24-jährigen Nichte und einem 14-jährigen Ministranten eine Bergtour auf den 2017 Meter hohen Dent de Lys. Beim Abstieg waren alle vier Bergsteiger angeseilt, als das Mädchen plötzlich ausrutschte, in die Tiefe stürzte und die andern mit sich riss – bis auf Marcel, denn der stieß in diesem Schreckensmoment das Stossgebet Marguerite Bays aus, und auf wundersame Weise wurde das Seil zwischen ihm und den andern durchtrennt und er als Einziger gerettet. Er eilte ins Tal, aber die in Marsch gesetzte Rettungsgruppe konnte die drei anderen Berggänger nur noch tot bergen. Menétrey hat das Seil, nachdem er im Tal angekommen war, weggeworfen, es konnte später nicht mehr gefunden werden. Menétrey, dessen Großeltern mit Marguerite Bays eng befreundet waren, ist später Priester geworden.
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